Spiele für mobile Endgeräte wie Handys oder PDAs können den schleppenden Umsatz der Mobilfunkbranche mit Datenservices signifikant erhöhen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Markteinschätzung der Management- und Technologieberatung Detecon International.
Ausserdem böte das Mobile Gaming den Spielentwicklern die Chance, zurückgehende Einnahmen mit PC-Spielen auszugleichen.
Neben den spezialisierten Entwicklern von Spielen für mobile Endgeräte haben sich schon die meisten der grossen Spielentwickler für PC-Konsolen mit eigenen Abteilungen oder Tochterunternehmen auf den Markt für Mobile Gaming vorbereitet.
Ein notwendiger Schritt: Verzeichnet doch etwa die Spielindustrie in Deutschland seit 2000 mehr als zwölf Prozent Umsatzrückgang. Doch noch gibt es einige Hürden, die die Akzeptanz und den Erfolg der mobilen Spielwelt schmälern.
Technische Barrieren
Dazu gehören technische Barrieren wie die geringe Bildschirmgrösse, die mangelhafte Qualität der Grafik oder die schwache Rechenleistung der Endgeräte. Für deren Displays erwartet Detecon in den nächsten 18 Monaten 3D-Technologie, was die Qualität der Darstellung steigern wird.
Zu den nicht-technischen Problemen zählt unter anderem die ungleiche Aufteilung der Umsätze zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern der Wertschöpfungskette. So fliesst neben den Verbindungskosten ein Teil der Zahlungen für die Spieledownloads an die Netzbetreiber.
Die Hersteller von mobilen Spielen gehen nun dazu über, eigene Portale zu betreiben, da sie damit ihre Spiele zusätzlich schneller in den Markt bringen können. Obwohl die Qualität der Spiele im Jahr 2003 insbesondere durch Adaptionen von Blockbuster-Titeln aus dem PC und Konsolen-Bereich spürbar gestiegen ist, bleibt bei einer Vielzahl der angebotenen Spiele noch Optimierungsbedarf.
Enttäuschende Erfahrung
Da potenzielle Kunden meist nur einen Versuch mit Mobile Gaming starten, ist es schwer, diese nach einer enttäuschenden Erfahrung wieder für neue Angebote zurückzugewinnen.
Im vergangenen Jahr setzten die Anbieter noch rund 800 Millionen Euro (etwa 1.2 Milliarden Franken) mit den Spielen für mobile Endgeräte wie Handy oder PDA um.
Doch der Umsatz mit Mobile Gaming soll laut Frost Sullivan in Europa bis 2006 auf sechs Milliarden Euro (etwa 9.3 Milliarden Franken) steigen - obwohl die Zahl der Adressaten für das mobile Spielvergnügen wie in kaum einem anderen Segment begrenzt ist: Wer das Twen-Alter überschritten hat, verliert laut Marktforschern massiv Interesse an Handyspielen.
Neue Marketing-Kampagnen
"Viele Marktstudien im Mobilfunkmarkt haben in der Vergangenheit zu viel versprochen", sagt Hans Sidow, Seniorberater und Mobilfunkexperte bei Detecon. "Dem Markt für mobile Spiele haben aber im vergangenen Jahr eine Reihe von neuen Spielen sowie unterstützende Marketing-Kampagnen einen kräftigen Vorschub gebracht." So verzeichnet allein das Spiel "Anno 1503" von Elkware rund 150'000 Downloads pro Monat.
"Ich bin mir daher sicher, dass Mobile Gaming eine sehr attraktive Einnahmequelle für die beteiligten Parteien darstellt und einen wichtigen Beitrag zur Adaption von kostenpflichtigen Datendiensten im Mobilfunk liefern wird."
Dazu müssten die Anbieter gegenüber den Kunden auch eine bessere Preistransparenz schaffen, weiss Sidow. Hier empfiehlt der Experte den Mobilfunkbetreibern intelligente Produktbündel, mit denen sie gleichzeitig andere mobile Inhalte und Dienste vermarkten könnten.
Die Spielfreude der Mobilfunkkunden könnte sich also mittelfristig als einträgliche Umsatzquelle für Mobilfunkbetreiber, Portalanbieter und Spielentwickler etablieren. Den Löwenanteil der Umsätze versprechen dabei mit rund 75 Prozent Spiele zum Download. Dagegen machen Spiele, bei denen Kunden mobil und online über das Netz spielen (so genannte Multiplayer Games), nur einen geringen Teil des Umsatzes aus.