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HTC Evo 3D im Test: Handy mit 3D-Funktionen

Montag, 29. August 2011 / 15:22 Uhr

Mehrere Testgeräte erreichen pro Woche unsere Redaktion in Berlin, doch nur wenige erwecken grosse Aufmerksamkeit Bei Geräten wie dem ersten iPhone, dem ersten iPad oder dem ersten Tablet mit Honeycomb waren ähnliche Szenen zu beobachten wie beim unlängst eingetroffenen HTC Evo 3D.

Die grosse Besonderheit des HTC Evo 3D: Die Doppel-Linse sorgt für den 3D-Effekt.

Besonders ist das Android-HTC-Phone durch seine 3D-Technik, die es ohne eine 3D-Brille möglich macht, Bilder und Videos in 3D aufzunehmen und anzusehen. Wir haben das neue HTC Evo 3D für Sie getestet und dabei den Fokus vor allem auf die 3D-Technik gelegt.

Aus der Verpackung geholt, wirkt das Handy zunächst gar nicht wie ein normales HTC-Handy. Es wirkt durch seine Bauform etwas eckiger und nicht so durchdesignt, wie es HTC-Nutzer von anderen Geräten des Herstellers gewohnt sind. Die Einfassung des Displays wirkt deutlich plastiklastiger als vergleichbare Geräte und auch die Android-typischen vier Tastatur-Elemente am unteren Rand des Bildschirms wirken mehr wie kleine, runde, eingelassene Schaltflächen. Die Rückseite des Gerätes, auf der die für 3D notwendigen zwei Kameralinsen sind, ist sehr griffig gehalten, so dass das Handy zumindest sicher in der Hand liegt und nicht so leicht wegrutscht. Deutliche Minuspunkte sammelt das Handy aber bei seinem Akkudeckel: Dieser lässt sich nur mit längeren, festen Fingernägeln ablösen und man hat stets die Angst, dass das dünne Plastik dabei durchbricht.

Zum Einsatz kommt - wie erwähnt - Android. Aktuell läuft auf dem Evo 3D Android Gingerbread 2.3.4. Als Oberfläche kommt HTC Sence zum Einsatz. Im Gegensatz zum einzigen 3D-Handy-Mitbewerber LG P920 Optimus 3D hat sich HTC die Anpassung des Menüs in 3D aber gespart. Entsprechende Effekte sind weder auf den Homescreens noch in den Menüs zu finden.

3D oder Nicht-3D, das regelt ein Schiebe-Regler

Das 3D-Handy macht auf Wunsch auch klassische 2D-Fotos und Videos. Ob konventionell oder plastisch, das entscheidet der Nutzer des Touchschreen-Handys nicht über den Touchscreen und sein Menü, sondern über einen kleinen Schieberegler neben dem Auslöser. Dass für das Umschalten eine solche Variante gewählt wurde, erscheint ungewöhnlich, stammen solche Schieberegler doch eigentlich aus vergangenen Zeiten. Gleichzeitig kann der Nutzer so aber schneller zwischen 2D und 3D umschalten, wenn das falsche Format eingestellt ist und das Motiv nur kurz zur Verfügung steht. Ein Umstellen über das Menü würde deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Grundsätzlich können sowohl Videos als auch Bilder im 3D-Verfahren aufgenommen und auch wieder angeschaut werden. Eine spezielle 3D-Brille, wie sie aus dem Kino oder dem 3D-Fernseher bekannt ist, benötigt der Nutzer nicht. Dadurch kann auch einfach spontan unterwegs mit 3D gearbeitet werden, ohne dass erst eine sensible Brille aus der Tasche geholt werden muss. Allerdings macht die verwendete Technologie die praktische Anwendung auch etwas anspruchsvoller.

3D via Parallax

Verwendet wird die Parallax-Technik, bei der der das Handy immer im richtigen Abstand und Winkel gehalten werden muss, damit man den 3D-Effekt erkennt. Aufgenommene Fotos lassen sich daher nicht sofort in dreidimensional erkennen. Beim ersten Betrachten wirken die Fotos eher wie ein aus den 80ern und 90ern bekanntes Wackelbildchen, bei dem sich aufgedruckte Motive hinter einer Prisma-Scheibe ruckartig bewegten. Um das geschossene Foto in 3D zu sehen, muss der Nutzer das Handy in einem Abstand von etwa 30 bis 50 Zentimetern zum Auge halten. Ausserdem hilft es, wenn die Augen nicht das Display fokussieren, sondern den Blick in die Tiefe des Handydisplay fallen lassen. Bei Videos lässt sich dieser Effekt deutlich leichter erzielen - und auch aus seitlicheren Blickwinkeln. Das ist bei den Fotos nicht möglich.

Nicht alle Nutzer, denen wir das Evo 3D in die Hand gaben, konnten sich auf diese Betrachtungsmethode einlassen. Trotz der Erklärung, wie man die Bilder am besten sieht, sahen sie nur verschwommene und verwaschene Fotos auf dem Display. Wer sich allerdings erst einmal an die Betrachtungsmethode gewöhnt hatte, konnte dann auch den eigenen Blick wieder so einstellen, dass die Bilder schnell dreidimensional zu sehen waren.

Entscheidend für den 3D-Effekt ist aber auch das Motiv. Wer typische Landschaftsfotos macht, wird wenig Freude am 3D-Effekt haben. Befindet sich aber im Vordergrund beispielsweise ein Baum oder ein Busch im Anschnitt, so wird der Effekt sehr deutlich und das Bild plastisch. Gleiches gilt für Videos: Wer sich um ein Motiv herum bewegt, hat deutlich mehr Freude am 3D-Effekt als jemand, der nur statisch auf ein Motiv filmt. Wichtig: Es sind nur 3D-Aufnahmen im Querformat möglich. Im Hochformat verweigert das Gerät das Auslösen.

Fazit: Robustes Handy mit nettem 3D-Gimmick

Unterm Strich bleibt das HTC Evo 3D in guter Erinnerung. Es gibt keine wirklichen negativen Punkte, die das Handy zu einem Flop machen würden. Ob das ungewöhnliche HTC-Design gefällt, ist indes eher Geschmackssache und liegt im Auge des Betrachters - die Funktionen des Gerätes jedoch überzeugen. Für das eigentliche Highlight des Gerätes, die 3D-Funktion, gilt das nur eingeschränkt. Nicht jeder kann mit der Funktion etwas anfangen und auch die Bildqualität der Fotos und Videos konnte nicht immer überzeugen. Ein nettes Gimmick, mit dem man sich mit seinem Handy von anderen abhebt, hat man als Besitzer des Gerätes aber allemal in der Hand. Schade nur, dass man seinen Freunden die gemeinsam gemachten 3D-Fotos in aller Regel nicht zusenden kann.

(Thorsten Neuhetzki/teltarif.ch)