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Digital Upbeat: Prognose für 2012 - Weltweit 190 Millionen Mobile Payment Kunden

Freitag, 24. September 2010 / 10:07 Uhr
aktualisiert: 27. September 2010 / 20:43 Uhr

In Ostafrika, Südkorea und Japan hat sich das bargeldlose Bezahlen via Handy etabliert. Der Mangel an Bankautomaten oder Sicherheitsaspekte begünstigen etwa in Kenia die Akzeptanz des Bezahlens via Handy. In New York startet heute ein Pilotversuch, der den Verkauf des U-Bahntickets via iPhone abwickelt.

Bargeldlos bezahlen - zum Beispiel im Urlaub.

So ist etwa die Auszahlung von Löhnen via Handy weit verbreitet. Nur 15 % der Einwohner Kenias haben ein eigenes Bankkonto. Die Nutzerzahl von Mobile Payment stieg innerhalb von drei Jahren von 50‘000 auf 10 Millionen. Das entspricht einem Viertel der Gesamtbevölkerung.

In Südkorea werden bereits 70% aller digitaler Transaktionen über das Handy abgewickelt. «Near Field Communication» - Technologie (NFT) erleichtert den Alltag der Japaner. Die bargeldlose Transaktion wird über Chips im Mobiltelefon und via Terminal ausgelöst.

Mobile Payment trotz grosser Smartphone-Dichte in der Schweiz kein Erfolg

In der Schweiz scheitern derweil alle Versuche Mobile Payment unters Volk zu bringen. Zum Beispiel Click2pay der Post-Tochter Yelloworld aus dem Jahre 2006 oder die Swisscom-Lösung «Mobile Internet Payment». Einziger Lichtblick ist das Easy Drive e-Ticketing System in Graubünden. Mittels Chipkarte und Terminal an Busstationen auf der Basis von «Radio Frequency Identification», werden Tickets gelöst.

Trotz der wachsenden Popularität von internetfähigen Handys kommt Mobile Payment hier zu Lande, wie auch in Europa und den USA, nicht in die Gänge. Internetfähige Handys wären eigentlich prädestiniert für Mobile Payment. Mit einfach zu bedienenden Anwendungen liessen sich bargeldlose Transaktionen etwa via iPhone per Knopfdruck tätigen.

Laut dem «Netmetrix Mobile 2010 Report» von dieser Woche nutzen in der Schweiz 1.4 Millionen Menschen das Internet via Smartphone, MP3-Player oder Organizer. Wieso wird also das Bezahlen via Handy in der Schweiz noch lange nicht zum Standard für bargeldloses Bezahlen?

ETH-Studie zum Thema Mobile Payment: Kunden vermissen Anonymität und Sicherheit

Professor Dr. Roman Boutellier (Lehrstuhl für Technologie und Innovationsmanagement an der ETH Zürich) verwies im März an der Veranstaltung «Mobile Payment – Kurz vor dem Durchbruch» auf die Vorteile des Bargeldes: Sicherheit und Anonymität. «Mobile Payment ist keine unverzichtbare Technologie, sondern muss sich gegen seit Langem bewährte Zahlungsarten wie Bargeld oder Debit- und Kreditkarten durchsetzen», sagt Boutellier. Eine empirische Studie der ETH Zürich, der Interviews mit 23 Schweizer Unternehmen zugrunde liegt, besagt, dass «Mobile Contactless Payment» via NFC positiv bewertet wird und für die Kunden viele Vorteile bringt: Etwa mehr Komfort und höhere Zahlungsgeschwindigkeit.

Vanilla – eine Alternative zur Kreditkarte

Das Beratungsunternehmen Gartner prognostiziert für das Jahr 2012 mindestens 190 Millionen Kunden, die Geldtransaktionen via Mobile Payment abwickeln. Ein lukrativer Markt, sagten sich wohl die Macher der Mobile-Payment-Lösung «Vanilla» aus dem Verlagshaus Ringier. «Zahlen Sie mit dem Handy anstatt der Kreditkarte», so der Claim. Neben Coupons erhält der Kunde etwa für 25‘899 Punkte im eigenen Prämienshop eine Damenuhr von Calvin Klein oder einen Eichhörnchen-Nussknacker für 6489 Punkte. Wer sich eines der vermeintlichen Schnäppchen ergattern will, muss Punkte sammeln: Pro Einkauf werden dem Standard-Mitglied 10 Punkte gutgeschrieben.

An sich ein interessanter Ansatz, aber Einfachheit in der Anwendung und Kommunikation von neuen Bezahllösungen darf nicht mit Simplizität verwechselt werden. Wäre das Geschäft mit Mobile Payment so einfach, wie sich das die Initianten vorstellen, könnte man getrost alle Hörsäle dieser Welt schliessen. Der Kampf um die Gunst der mobilen Konsumenten, die etwa von ortsbasierten Sofort-Rabatten profitieren oder via Empfehlungen aus dem Freundeskreis auf Produkte aufmerksam werden, wird zurzeit in den USA geführt: Facebook Places, Foursquare und Gowalla schaffen derzeit mit kreativen Anwendungen die Grundlage für die Rolle des Smartphones als elektronischen Alltagsassistenten.

First Mover: Paypal, Apple und Facebook

Internet-Protagonisten, wie das Ebay-Tochterunternehmen PayPal, gewinnen derweil die Gunst der Kunden mit überzeugenden Mehrwerten für mobiles Internet. So lassen sich mittels schicker PayPal-Applikation via «Split Check»-Funktion die Kosten für ein Mittagessen bequem teilen. Der Online-Bezahldienst ermöglicht desweiteren via «Bump»-Technologie den praktischen Geldtransfer per Handy-Berührung. PayPal-Guthaben aufs Bankkonto zu buchen, ist auch möglich.

Auch die Facebook-Währung hat das Potential sich als Zahlungsmittel, auch ausserhalb der Game-Community, zu etablieren. Mit der wachsenden Anzahl von mobilen Nutzern des grössten sozialen Netzwerkes, ist das ein realistisches Szenario. Mark Zuckerberg steht aber vor der Herausforderung, zahlreiche kritische Stimmen von der Sicherheit und dem Kontrollieren der Datenschutzrichtlinien im Facebook-Universum zu überzeugen. Aktuelle Meldungen über das Lahmlegen von Twitter, dem beliebten Kurzbotschafts-Dienst, seitens Teenagern mittels Code-Bruchstücken, sind dabei für das Vertrauen in Internetanwendungen nicht förderlich.

Die Meldung, dass Apple Mitte August einen Experten für mobile Zahlsysteme eingestellt hat, schürt derweil die Gerüchte. Das Tech-Blog «Techcrunch», will von Tests eines iPhone-Prototypen mit NFC gehört haben. Weltweit über 150 Millionen Kreditkarten die mit iTunes verknüpft sind, sollten für Apple Anreiz genug sein, das nächste iPhone (Sommer 2011) als mobile, elektronische Geldbörse aufzurüsten.

Mobile Bezahlung via Smartphone wird auch die Schweiz erobern. Dazu ist es aber nötig, dass Apple, Facebook und Paypal als First Mover mit einfachen Lösungen, die einen Mehrwert für den Konsumenten bieten, die Gunst der Konsumenten gewinnen.

 

 

(Kevin Lancashire/news.ch)


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