Beim Radfahren das Handy laden Mittwoch, 27. Oktober 2004 / 07:38 Uhr
Auf der Neuheitenschau zur Erfindermesse IENA in Nürnberg präsentieren Forscher stolz ihre Erfindungen, unter anderem ein Ladegerät, das durch den Dynamo eines Velos gespeist wird.
Dank der Erfindung wäre man auch auf ausgedehnten Radtouren noch auf Empfang.
"Wir waren auf einer Radtour, hatten einen Platten, und der Handy-Akku war leer", erzählt der elfjährige Sebastian Beckenkamp. Das Problem liess ihn und seine Mitstreiter Julia Brunner (12) und Philipp Schneider (11) vom Maristengymnasium Fürstenzell im Kreis Passau nicht ruhen: Ein Handy-Ladegerät für Fahrräder muss her, dachten sich die drei.
Die Idee ist ganz einfach - das Ladegerät wird vom Dynamo gespeist. Dass ausgerechnet die jungen Niederbayern darauf kamen, ist allerdings kein Zufall. Das Maristengymnasium hat den Ruf eines "Erfindergymnasiums", Erfinden ist dort offizielles Wahlfach. Die Fürstenzeller sind auf der Messe denn auch zahlreich vertreten: So führen Franziska Feicht und Nina Sterner, beide elf Jahre alt, den "Erfrierungsschutzalarm für Skischuhe" vor, Johannes Danner (15) hat eine ferngesteuerte Wäschespinne konstruiert.
Verkauf der Ideen spielt keine Rolle
Ob sich ihre Ideen verkaufen lassen, spielt für die jungen Tüftler noch nicht die entscheidende Rolle, auch wenn manche durchaus auf Interessenten für ihre Entwicklungen hoffen - etwa die 17-jährigen Florian Betz, Markus Meier und Christopher Kundenmüller vom Ingolstädter Erfinderclub "Querdenker", die einen am Fahrrad montierten Regenschutz entwickelt haben. Für langjährige Erfinder ist die Vermarktung dagegen ein wichtiges Thema.
"Kaum ein Erfinder beherrscht es, sich und seine Ideen zu vermarkten", sagt Friedhelm Limbeck aus Bad Münstereifel, der auf der IENA eine "chemielose Blut stillende Wundauflage" vorstellt, ein Pflaster, das negativ geladen ist und dadurch sofortige Blutgerinnung bewirken soll. Viele Ideen würden gestohlen, klagt Limbeck. Auch der Vorsitzende des Deutschen Erfinder-Verbandes (DEV), Karl Bauch, beklagt den seiner Ansicht nach mangelhaften Schutz des geistigen Eigentums. "Warum muss ein Erfinder gegen einen grossen Konzern privat klagen?" fragt Bauch und wittert sogar einen umfassenden Lauschangriff auf die freien Erfinder: "Telefongespräche, Faxe, E-Mails - das wird alles von den grossen Firmen und den Nachrichtendiensten abgehört."
Dieses Jahr 650 neue Erfindungen
Entmutigen lassen sich die Tüftler von solchen Widrigkeiten allerdings nicht. Die Zahl der Patentanmeldungen wird nach Schätzungen des Deutschen Patent- und Markenamtes in diesem Jahr deutlich auf rund 58 000 steigen. Und auch die Erfindermesse IENA verzeichnet mit rund 650 Einzelerfindungen und Produktneuheiten einen Rekord in ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte.
Kuriositäten sind darunter wie die "Wespenbeseitigungsklatsche zur Eliminierung von Wespen an Obst- und Gebäckauslagen", aber auch praktische Neuheiten wie Solarmodule auf der Kleidung, mit denen beispielsweise Handys aufgeladen werden können. Geeignet wären sie etwa für Rettungsmannschaften in den Bergen, meint Erfinder Werner Lehnert aus Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis. Ein grosser Hersteller von Outdoor-Kleidung, dem er seine Erfindung angeboten hat, habe allerdings abgewunken, erzählt Lehnert. Nun sucht er einen anderen Lizenznehmer.
(Thorsten Neuhetzki/dpa/teltarif.ch)
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